Wie finde ich den passenden Pflegedienst?

Die Suche nach einem ambulanten Pflegedienst kann schwierig und zeitaufwendig sein. Neben dem Leistungsspektrum gilt es immer auch die persönlichen Bedürfnisse des Pflegebedürftigen zu beachten. Für Angehörige ist die Pflegedienstsuche daher oft eine zusätzliche Belastung.

Wenn die Eltern oder Großeltern älter werden und den Alltag nicht mehr ohne Unterstützung meistern können, fühlen sich die Angehörigen in aller Regel in der Pflicht, dabei zu helfen, dass sie weiterhin ein weitgehend eigenständiges Leben führen können. Jedoch sind auch die Zeit und die Ressourcen von erwachsenen Kindern oder Enkelkindern endlich: Haben Angehörige eine eigene Familie zu versorgen oder arbeiten in einem Vollzeitjob, kann die Unterstützung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds schnell so belastend werden, dass die 24 Stunden eines Tages nicht mehr ausreichen, um allem gerecht zu werden.
Nimmt die Pflege und Betreuung eines älteren Familienmitglieds immer mehr Zeit ein, sollten sich Angehörige mit den Möglichkeiten der ambulanten Pflegeversorgung auseinandersetzen. Professionelle Pflegedienste haben ihr Leistungsspektrum darauf ausgerichtet, pflegebedürftige Personen Tag für Tag zu versorgen und so in erster Linie die Angehörigen zu entlasten.

Ambulante Leistungen der Pflegeversicherung

Ist der Pflegeaufwand so hoch, dass es sinnvoll ist, einen ambulanten Pflegedienst mit der Versorgung zu beauftragen, übernimmt in der Regel die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten. Für die sogenannten Pflegesachleistungen, die direkt zwischen dem Pflegedienst und der Pflegekasse abgerechnet werden, ist jedoch ein Pflegegrad Voraussetzung.

Ist dieser bei der Pflegeversicherung beantragt und von dieser bewilligt worden, können pflegende Angehörige sich ein Stück weit aus der täglichen Versorgung des Pflegebedürftigen zurückziehen – ohne dabei hohe Pflegekosten zu produzieren. Denn die Pflegekasse übernimmt die Leistungen für die ambulante Pflege bis zu einem bestimmten Satz, der sich nach dem bewilligten Pflegegrad und damit auch dem tatsächlichen Pflegeaufwand richtet. Um sich selbst zu entlasten, können Sie einen ambulanten Pflegedienst mit der Pflege beauftragen.

Den Pflegeaufwand einschätzen

Wer es nicht schafft, einen objektiven Blick „von außen“ auf die tägliche Pflegeversorgung zu werfen, dem wird es schwerfallen, den Pflegeaufwand einzuschätzen. Vor allem wenn die Angehörigen selbst Bereiche der Pflege übernommen haben, ist es nicht einfach, trotz der wachsenden Anforderungen einzuschätzen, wie viel Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt für die Pflege benötigt wird. Weil dies in der Regel ein schleichender Prozess ist, merken die Angehörigen oft über einen sehr langen Zeitraum nicht, dass sie längst mit der Doppelbelastung aus Pflege und ihrem eigenen Leben überlastet sind.

Um den persönlichen Blick auf die Pflege zu objektivieren, sollten folgende Punkte bedacht und überprüft werden:

  • Pflegezeit: Wie viel Zeit benötigen Sie tagtäglich, um Ihren pflegebedürftigen Angehörigen im Alltag zu unterstützen? Helfen Sie bei der Körperpflege und bei der Ernährung? Übernehmen Sie Aufgaben im Haushalt? Wie viel Zeit investieren Sie?
  • Krankheiten: Leidet Ihr pflegebedürftiger Angehöriger an einer körperlichen oder kognitiven Erkrankung, die die pflegerische Versorgung erschwert? Müssen Sie ihn häufig zum Arzt oder ins Krankenhaus begleiten, um Untersuchungen vornehmen zu lassen?
  • Therapiemaßnahmen: Müssen regelmäßig therapeutische Termine wahrgenommen werden, die zur Behandlung einer Erkrankung erforderlich sind?

Erst im Nachhinein oder im Gespräch mit einem Experten wird Angehörigen oft bewusst, wie viele Aspekte die Pflege eigentlich umfasst. Deshalb stehen wir Ihnen beratend zur Seite und helfen Ihnen dabei, den Pflegeaufwand realitätsnah einzuschätzen.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie aufwendig die Pflege tatsächlich ist, empfehlen wir über einen bestimmten Zeitraum detailliert zu protokollieren, welche Pflegemaßnahmen durchgeführt werden und wie viel Zeit diese in Anspruch nehmen. Ein solches Pflegeprotokoll ist beispielsweise das sogenannte Pflegetagebuch: Hier halten Sie Tag für Tag fest, bei welchen Alltagshandlungen und bei welchen Aktivitäten das pflegebedürftige Familienmitglied Hilfe benötigt.

Indem Sie genau notieren, wer welche Pflegehandlungen durchführt, wie oft diese erfolgen und wie viel Zeit dabei in Anspruch genommen wird, werden Sie nach einigen Wochen ein deutlich realistischeres Gefühl dafür haben, wie hoch der Pflegeaufwand ist. Vor allem, wenn Sie neben der Versorgung und Pflege noch Ihre eigene Familie oder einen Vollzeitberuf haben, kann die häusliche Pflege schnell zu einer Überlastung werden.

Pflegeprotokolle decken detailliert auf, wo Pflegebedarf besteht; daraus können Sie, ggfs. mit der Unterstützung durch erfahrene Pflege-Experten, Schlüsse ziehen, in welchen Bereichen ein ambulanter Pflegedienst helfen und Sie als pflegende Angehörige entlasten kann. Sind Sie und Ihre Familie mit der häuslichen Pflege überlastet, sollten Sie so schnell wie möglich den passenden Pflegedienst findenund engagieren.

Checkliste für die Pflegedienstsuche

Nicht jeder Pflegedienst kommt für jeden Pflegebedürftigen und seine Familienangehörigen in Frage. Bei der Wahl des passenden Dienstes kommen sowohl individuelle Pflegeanforderungen als auch persönliche Wünsche und Bedürfnisse zum Tragen.

Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, einen potenziellen Anbieter von ambulanten Pflegeleistungen darauf zu überprüfen, ob er zu Ihren Bedürfnissen und Anforderungen passt:

  • Verfolgt der Pflegedienst ein transparentes Pflegekonzept?
  • Beschäftigt der Pflegedienst ausgebildete Fachkräfte (und nur in Ausnahmefällen Hilfskräfte)?
  • Bietet der Pflegedienst einen individuellen Pflegeplan an und bespricht die Leistungen mit Ihnen?
  • Erfolgt eine detaillierte Dokumentation der Pflegeleistungen?
  • Besteht eine Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen?
  • Hat der Pflegedienst seine Zentrale in Ihrer näheren Wohnumgebung? Auf diese Weise können Kosten für Anfahrtswege gering gehalten werden.
  • Ist der Pflegedienst zeitlich flexibel und kann auch auf besondere Zeitfenster eingehen, z. B. in der Nacht oder an den Wochenenden?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Angehöriger weitgehend von denselben Pflegekräften versorgt wird und sich nicht immer wieder auf neue Personen und Gesichter einstellen muss?
  • Ist der Pflegedienst in der Lage, alle Leistungen abzudecken, die für Ihren Angehörigen wichtig sind?
  • Besteht ein Versorgungs- und Vergütungsvertrag mit Ihrer Pflegekasse? Nur wenn dieser vorhanden ist, können die ambulanten Leistungen abgerechnet werden.
  • Hat der Pflegedienst ein transparentes Preisgefüge und informiert Sie, wenn ein Teil der Kosten nicht von der Pflegeversicherung übernommen wird?

Pflegeanbieter in der Region vergleichen

Um den Aufwand und die Kosten möglichst gering zu halten, ist es zunächst sinnvoll, in der Stadt oder der Region, in der Sie und/oder Ihr pflegebedürftiges Familienmitglied leben, nach einem passenden Pflegedienst zu suchen. Kurze Anfahrtswege und die Möglichkeit, dass ein Mitarbeiter des Pflegedienstes ein- oder mehrmals am Tag vorbeikommt und geeignete sowie besprochene Pflegemaßnahmen durchführt, nehmen bei vielen Betroffenen eine hohe Priorität ein.

Mindestens ebenso wichtig aber ist das Fachgebiet des Pflegedienstes, der sich um Ihren Angehörigen kümmern soll. Stellt der Pflegebedürftige beispielsweise besondere Anforderungen an die Pflege, weil er bettlägerig ist, an einer demenziellen Erkrankung leidet oder in der Nacht pflegerisch versorgt werden muss, sollte ein Pflegedienst gefunden werden, der diesen Anforderungen gerecht werden kann.

Ein wichtiges Indiz dafür, dass ein Pflegedienst sich mit Ihrem Fall beschäftigt und Ihre Bedürfnisse ernst nimmt, sind schon die ersten Kontakte. Kommt ein Mitarbeiter des Pflegedienstes zu Ihnen nach Hause und erarbeitet in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen und dem Pflegebedürftigen ein individuelles Pflegekonzept, spricht das für den Pflegedienst. Die einzelnen Leistungen und Kosten lassen sich am besten in persönlichen Gesprächen erörtern; ein guter Pflegedienst kann Ihnen in der Regel auch Ratschläge geben, welche Leistungen von der Pflegeversicherung übernommen werden und was Sie ggfs. aus eigenen Mitteln finanzieren müssen.

Bevor Sie sich für einen Pflegedienst entscheiden, sollten Sie zudem eine objektive Meinung einholen und Bewertungen vergleichen. Schon seit 2009 werden ambulante Pflegedienste regelmäßig durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) überprüft und bewertet. Dabei vergeben die Gutachter des MDK ihre Beurteilungen nach dem Schulnotensystem und veröffentlichen ihre Bewertungen online, wo Sie die Bewertungen einzelner Pflegedienste in Ihrer Region vergleichen können.

Pflegedienstsuche ausdehnen

Obwohl die Pflegebranche inzwischen viele Städte und Regionen großflächig abdeckt, finden Angehörige von Pflegebedürftigen nicht immer auf Anhieb ein passendes Dienstleistungsunternehmen, das die Pflege übernimmt. Grund dafür können einerseits persönliche Gründe wie etwa eine Abneigung des Pflegebedürftigen gegen die Pflegekräfte sein, andererseits aber auch mit den Kapazitäten oder dem Leistungsspektrum des ambulanten Pflegedienstes zusammenhängen.

Dass es nicht immer auf den ersten Blick „funkt“, ist völlig normal, kann aber zur Folge haben, dass die Suche nach einem geeigneten Pflegedienst weit länger dauert als angenommen. Damit Sie nicht unter Zeitdruck geraten, weil Sie zu einem bestimmten Datum die Pflege Ihres Angehörigen über einen Pflegedienst regeln möchten, sollten Sie genügend Zeit für die Suche einplanen.

Gerade wenn es darum geht, zeitnah den passenden Pflegedienst zu finden, wird oft verkannt, dass die Unterstützung von Experten nicht nur Zeit, sondern auch Nerven sparen kann. Indem Sie sich das Wissen und die Erfahrung einer Pflegeagentur zunutze machen, können Sie oftmals schneller eingrenzen, welche Anforderungen Sie an einen Pflegedienst stellen und welcher Pflegedienst für Sie in Frage kommt – und welcher nicht.

Doch nicht immer haben Sie die freie Auswahl: Wenn die Kapazitäten des von Ihnen gewünschten Pflegedienstes einfach nicht mit Ihren Anforderungen und Bedürfnissen übereinstimmen wollen oder Ihnen bzw. Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen das Pflegepersonal nicht sympathisch ist, sollten Sie diesen Pflegedienst als nicht geeignet ablehnen.

Vor allem das Thema Personalsympathie sollten Sie nicht unterschätzen: Wenn Sie oder Ihr Angehöriger sich mit dem Pflegepersonal nicht wohlfühlen, ist es wichtig und sinnvoll, dem nachzugeben und weiterzusuchen. Denn im Mittelpunkt stehen immer die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen – schließlich wird er tagtäglich mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes zu tun haben.

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